Franz Petscher – Gründungskapellmeister

Franz Petscher war der erste Kapellmeister der Gendarmeriemusik Oberösterreich von September 1951 bis Sommer 1952. Er erinnert sich an den Beginn seiner musikalischen Tätigkeit und erzählt folgendes:

„Am Anfang war es schwierig, Musikinstrumente zu bekommen. Ein Großteil der Musiker hat mit eigenen Instrumenten gespielt. Ich hatte aber auch familiäre Beziehungen zu Sudetendeutschen, die Tschechien verlassen mussten und gezwungen wurden, ihre Musikinstrumente den Kommunisten abzuliefern. Stattdessen haben sie die Instrumente über die Grenze nach Österreich gebracht.

Im September oder Oktober 1951 – bei einem Frührapport – hat eines Tages der Spieß gefragt: „Wer von euch ist Musiker?“ Kein Einziger hat sich gemeldet. Ein Bekannter von mir, der wusste, dass ich zu dieser Zeit schon bei einigen Kapellen mitspielte und schon eine eigene Tanzmusik leitete, hat mich genannt, worauf ich aus der Formation heraustreten musste. Ich wurde daraufhin beauftragt, mir einige Musiker zu suchen, um vor Weihnachten eine Weihnachtsfeier musikalisch zu umrahmen. Es war zwar nicht das, was ich mir unter Blasmusik vorstellte, trotzdem machte ich mich auf die Suche nach Musikern und beschaffte Noten. Bald waren etwa 25 Musiker beisammen und wir konnten mit der Probentätigkeit beginnen. Wir wurden praktisch für die Musik dienstfrei gestellt. Obwohl die Feier, für die wir eigentlich aufgestellt worden waren, kurzfristig abgesagt wurde, konnten wir weiterhin proben, bis wir dann im November 1951 zum Geburtstag des damaligen Landesgendarmeriekommandanten Oberst Mayr unseren ersten öffentlichen Auftritt hatten.

Dessen 50. Geburtstag war somit auch gleichzeitig der Geburtstag der Gendarmeriemusik Oberösterreich. Johann Froschauer und Herbert Huemer haben am Abend mit Flügelhörnern Arien gespielt, um uns die Zeit zu verkürzen. Wir hatten ja in den ersten sechs Wochen nach dem Einrücken Ausgangssperre und oft wurde der Ausgang nach der Zimmerkontrolle gestrichen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung war. Es ist alles noch sehr militärisch abgelaufen. Der Ausbildner Steinbrecher hat die Musik sehr gefördert und hat die eine oder andere Ausgangssperre wieder rückgängig gemacht. Es waren fast alle Register besetzt bis auf Saxophone. Wir spielten leichte Unterhaltungsmusik, viele Kompositionen von Rameis. Ich war ja ein Schüler von Rameis, der zu dieser Zeit Lehrer am Konservatorium war. Er war damals schon bekannt. Die Noten haben wir zum Teil gekauft aber auch von den Verlagen erbettelt. Wir hatten in Ebelsberg einen eigenen Probenraum und konnten uns, bevor wir zur weiteren Ausbildung in die Schlosskaserne kamen, ausschließlich der musikalischen Ausbildung widmen. Emil Rameis hat schon im Februar oder März 1952 in Ebelsberg, während noch sein Einstellungsgesuch gelaufen ist, mit uns geprobt und Josef Aigner ist als Stabführer zu uns gestoßen. Etwa im Juni oder Juli 1952 sind wir in die Schlosskaserne übersiedelt. Bis 1. Jänner 1954 waren wir dann zur Ausbildung in der Schlosskaserne. Die Ausbildung hat länger gedauert als üblich, weil wir mit der Musik sehr viel unterwegs waren. Während dieser Grundausbildung hatten wir alle zwei Wochen einen oder zwei Tage ausschließlich für Musikproben zur Verfügung. In Bregenz waren wir 1953 bei einem Bundesmusikfest und in Linz bei einem Blumenkorso. Auch vor dem Landhaus haben wir regelmäßig in der damals üblichen Kreisaufstellung gespielt. Das waren die ersten größeren öffentlichen Auftritte. Die Kapelle ist verhältnismäßig schnell gewachsen, weil wir doch eine gewisse Sonderstellung hatten. In der Kaserne Ebelsberg mussten die zwei Trompeter Karl Berger und Johann Froschauer jeden Tag in der Früh um 6 Uhr zur Tagwache und am Abend um 22 Uhr zum Zapfenstreich abwechselnd spielen. Auch beim Marschieren haben die Trompeter Signale geblasen, um den Gleichschritt zu gewährleisten. Diese Art ist dann, als wir zur Gendarmerieausbildung in die Schlosskaserne gekommen sind, durch das Schlagwerk ersetzt worden. Auch wenn Kompanien der Schule Ebelsberg ausmarschiert sind, war immer ein Trompeter dabei, der den Kameraden „den Marsch geblasen hat“.

1956 habe ich dann aufgrund von dienstlichen Problemen bei der Musik aufgehört. Bei der Kriminalabteilung, wo ich damals Dienst verrichtete, war es nicht gern gesehen, dass ich bei der Musik mitspielte. Oberleutnant Schirmbrand war der erste Musikoffizier, hat sich um die Diensteinteilung gekümmert und das Musizieren überwacht. Auch Oberst Schertler hat von Zeit zu Zeit nachgeschaut, ob auch tatsächlich geprobt wird. Sonst sind wir aber relativ wenig kontrolliert worden. Ich bin in die Rolle des ersten Kapellmeisters hineingedrängt worden, habe mir selbst aber nicht zugetraut, die Gendarmeriemusik länger zu leiten“.

Emil Rameis – Kapellmeister ab 1952 – Lehrer am Brucknerkonservatorium, Komponist und begeisterter Militärmusiker

Emil Rameis wurde am 28. April 1904 in Pinsdorf im Aurachtal als Sohn eines Fahrdienstleiters geboren, lernte Flöte und hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als 1918 als Musikeleve einrücken zu können. Schon als Elfjähriger spielte er bei der Stabs- und Bürgerkorpskapelle Vöcklabruck mit. Bedingt durch die Verhältnisse nach dem ersten Weltkrieg, musste Emil Rameis bis 1923 warten, ehe er als Militärmusiker in die Linzer Fabrikskaserne einziehen durfte, wo er in Max Dornberger nicht nur einen bekannten und beliebten Militärkapellmeister, sondern auch einen ausgezeichneten Lehrmeister fand. Dornberger erkannte die Begabung des jungen Flötisten und ließ ihn des Öfteren eine Probe abhalten. Dabei zeigte sich, dass ihm das Dirigieren ebenso im Blut lag, wie die Militärmusik, von der er schon als Bub geträumt hatte. Nach der gestatteten maximalen Dienstzeit von sechs Jahren war der Traum zu Ende und Rameis wurde 1929 Mitglied des Linzer Landestheaterorchesters und wäre es wohl bis zu seiner Pensionierung geblieben, wenn nicht neuerlich der Ruf an den Militärmusiker ergangen wäre. Nur zu gerne nahm Emil Rameis 1952 das Angebot an, Kapellmeister der im wahrsten Sinne des Wortes jungen Gendarmeriemusik zu werden. (Emil Rameis leitete zwar die Gendarmeriemusik schon ab Sommer 1952, wurde aber erst Ende 1954 als Vertragsbediensteter in den Dienststand der Gendarmerie übernommen.)

Das erste öffentliche Platzkonzert, das am 16. Mai 1953 vor dem Landhaus in Linz abgehalten wurde, gestaltete sich zu einem überwältigenden Erfolg. Die Begeisterung für die Kapelle, der damals die Aufgaben einer österreichischen Militärmusik zukamen, ist heute vor allem für die Jugend beinahe unvorstellbar. In dem Titel des Marsches „Tapfer und Treu“ den Emil Rameis für seine Kapelle komponiert und den er dem Oberösterreichischen Landesgendarmeriekommando gewidmet hat, manifestierte sich damals mehr als nur der Wahlspruch des österreichischen Gendarmeriekorps: das Bekenntnis zu einem freien Österreich.

Die Impulse, die Rameis der Blasmusik in Oberösterreich gab, sind gar nicht abzuschätzen. Vermutlich liegt seine größte Bedeutung in seiner Lehrtätigkeit. Immerhin war er von 1945 bis 1960 als Flötenlehrer am Linzer Brucknerkonservatorium tätig, unterrichtete Harmonielehre in Steyr und hielt im Rahmen des Bundes der Blasmusik, dessen Landeskapellmeister er einige Jahre gewesen war, Theoriekurse für Blasmusiker von Landkapellen ab.

Emil Rameis, der begeisterter Militärmusik- Kapellmeister, war alles andere als ein Militarist. Dem widersprach schon seine äußere Erscheinung, sein unübersehbarer ziviler Habitus. Und dennoch, ein aufmerksamer Beobachter musste immer wieder aufs Neue staunen über die Verwandlung, die mit ihm vorging, wenn er als Kapellmeister vor sein Orchester trat. Der „Zivilist“ wurde geradezu ruckartig abgestreift, die ganze Gestalt straffte sich, wurde militärisch in Haltung und Gebärde und entfaltete beim Dirigieren ein Musiker und Publikum mitreißendes Temperament, das ihn um viele Jahre jünger erscheinen ließ.

Bei seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand wurde er zum Ehrenkapellmeister der Gendarmeriemusik auf Lebenszeit ernannt. Doch weder diese Freude, noch das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“, mit dem er 1970 geehrt wurde, konnte Emil Rameis darüber hinwegtrösten, dass er Pensionist geworden war, der einzige Beruf in seinem arbeitsreichen Leben, auf den er sich nicht genügend vorbereitet hatte. Nachdem die Gendarmeriemusik mit dem Lied „Ich hatte einen Kameraden“ Abschied von ihrem langjährigen Kapellmeister genommen hatte und sich die Trauergäste trennten, war wohl keiner, der über alle fachlichen Meinungsverschiedenheiten hinweg nicht zugegeben hätte, in Emil Rameis einen liebenswürdigen, gütigen Menschen verloren zu haben.

Emil Rameis als Big-Band-Leiter

Otto Wimmer – Kapellmeister ab 1969 – setzt neue musikalische Maßstäbe

Otto Wimmer wurde am 23. April 1933 in Wallern an der Trattnach geboren und schon früh musikalisch ausgebildet. Von 1947 bis 1949 besuchte er das Brucknerkonservatorium und studierte die Fächer Orgel und Violine. Nebenbei spielte er schon ab seinem neunten Lebensjahr in seiner Heimatkapelle Trompete, Flügelhorn und Bassflügelhorn. 1953 trat Otto Wimmer in die Sicherheitswache ein und wurde bereits 1960 zum Kapellmeister der Polizeimusik Linz bestellt. Von 1956 an studierte Otto Wimmer am Bruckner-Konservatorium bei Professor Werner Doss als Hauptfach Posaune und legte 1963 die Prüfung über die künstlerische Reife ab. 1968 legte Otto Wimmer die Leitung der Polizeimusik zurück und trat in den Dienst der Bundesgendarmerie ein. Als Ende 1969 Emil Rameis in den Ruhestand trat, wurde Otto Wimmer am 5. Dezember 1969 bei einer Sitzung des Musikausschusses die Leitung der Gendarmeriemusik Oberösterreich übertragen. Ihm zur Seite stand als Musik- und Stabführer Johann Rachbauer. Er, der bis zu seiner Berufung als Musikführer mit Musik wenig zu tun hatte, erarbeitete sich selbst voller Enthusiasmus das notwendige Wissen und wurde so zum perfekten Stabführer. Aber auch als Moderator bei den Konzerten prägte er wirkungsvoll das Erscheinungsbild der Gendarmeriemusik.
Gendarmerierittmeister Gottlieb Latschenberger wurde gleichzeitig zum Kapellmeister-Stellvertreter bestellt. Im ersten Jahr unter Otto Wimmer hatte die Gendarmeriemusik eine Stärke von 51 Mann. Otto Wimmer hat die Gendarmeriemusik zu neuen musikalischen Höhen gebracht, das Repertoire erweitert und modernisiert und die Kapelle auch personell vergrößert. 1968 hat er das Gendarmerie-Tanzorchester (GTO) wieder aktiviert und es zu der damals wahrscheinlich besten Tanzmusik Oberösterreichs gemacht. Die Qualität des GTO war so anerkannt, dass dieses Tanz-Orchester 1976 für die Österreichischen Staatsmeisterschaften in den Lateinamerikanischen Tänzen engagiert wurde.

Otto Wimmer leitet das GTO 1970 beim Ball der KdEÖ

Franz Mally – Kapellmeister ab 1980 – eine neue Ära beginnt

Franz Mally leitete die Gendarmeriemusik von 1980 bis 1995. Der gebürtige Steirer aus Maria Lankowitz hatte 1973/74 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz den Hochschullehrgang für Blasorchesterleiter erfolgreich abgelegt. Davor war er als zeitverpflichteter Soldat Mitglied der Militärmusik Steiermark und spielte Klarinette. Nach der Aufnahme in den Gendarmeriedienst am 1. März 1974 wurde er bereits in der Ausbildungszeit fallweise als Gendarmeriemusiker eingesetzt und mit Oktober 1975 endgültig als Mitglied der Gendarmeriemusik Steiermark eingeteilt, bis er schließlich, bedingt durch das Freiwerden der Kapellmeisterstelle in Oberösterreich, am 1. Jänner 1980 zum Landesgendarmeriekommando für Oberösterreich versetzt und als Kapellmeister eingeteilt wurde.
Unter seiner Leitung wurde der gute Ruf der Gendarmeriemusik erhalten und besonderer Wert auf Musik in Bewegung gelegt. Kapellmeister Mally und der Stabführer Alfred Stockinger, der Johann Rachbauer abgelöst hatte, studierten mit der Gendarmeriemusik Rasenshows ein, die bei verschiedenen Anlässen großen Anklang bei den Zuhörern und Zusehern fanden.

Franz Mally hat die Gendarmeriemusik aus einer großen Verlegenheit befreit. Nach dem plötzlichen Abgang von Otto Wimmer bemühte sich das Landesgendarmeriekommando für Oberösterreich zwei Jahre um eine Nachfolge.

Mit Kapellmeister Franz Mally auf der Karlsbrücke in Prag

Mag. Andreas Schwarzenlander

Andreas Schwarzenlander wurde am 12. Juli 1965 in Vöcklabruck geboren.
Von 1980 bis 1984 absolvierte er die Fachschule für Instrumentenerzeugung in Wien und arbeitete anschließend bis 1987 als Orgelbauer. Im Oktober 1987 trat er in die Bundesgendarmerie ein.
Bei Norbert Hemetsberger an der Landesmusikschule St. Georgen im Attergau und bei Franz Jungreitmayr an der Musikschule der Stadt Linz nahm er in den Jahren 1976 bis 1983 Klarinettenunterricht.
Von 1984 bis 1985 studierte Andreas Schwarzenlander am Bruckner-Konservatorium in Linz bei Professor Kubizek. Von 1989 bis 1995 spielte der er als Klarinettist (Bassklarinettist) in der Gendarmeriemusik Oberösterreich. Er leitete in den Jahren 1994/1995 die Musikkapelle seiner Heimatgemeinde Attersee.
Andreas Schwarzenlander absolvierte die Kapellmeisterlehrgänge des Oberösterreichischen Blasmusikverbandes und des Oberösterreichischen Landesmusikschulwerkes.
Um sich musikalisch weiterzubilden, besuchte er mehrere Dirigentenseminare und Meisterkurse für Dirigenten, unter anderem bei Alfred Reed, Jan van der Roost, Robert Reynolds, Nikolaus Harnoncourt und Daniel Barenboim.
Andreas Schwarzenlander leitete die ehemalige Gendarmeriemusik Oberösterreich und jetzige Polizeimusik Oberösterreich von 1995 bis 2014.

Mag. Dr. Harald Haselmayr

Von März 2015 bis Oktober 2020 stand Mag. Dr. Harald Haselmayr, ehemaliger Militärkapellmeister von Oberösterreich und stellvertretender Landeskapellmeister, der Polizeimusik Oberösterreich als Kapellmeister vor. Nach seiner beruflichen Ausbildung leistete er 1992 den Präsenzdienst und trat in die Militärmusik Oberösterreich ein. Von 1994 bis 1997 studierte Harald Haselmayr am Brucknerkonservatorium, jetzt Anton Bruckner Privatuniversität, Instrumental- und Gesangspädagogik Trompete-Jazz, von 2000 bis 2002 absolvierte er das Studium Instrumental- und Gesangspädagogik Trompete-Klassik mit Schwerpunkt Blasorchesterleitung und schloss gleichzeitig das Studium für Blasorchesterleitung bei Professor Hans Mösenbichler ebenda mit Auszeichnung ab. Ab 2002 studierte Harald Haselmayr Instrumental- und Gesangspädagogik Trompete-Klassik am Mozarteum Salzburg bei Professor Mendt und schloss 2003 mit dem Titel Mag. art. ab. Seit 2003 war Haselmayr als Lehrer für Blasorchesterleitung im oberösterreichischen Landesmusikschulwerk tätig. Er absolvierte von 2002 bis 2005 die Militärkapellmeisterausbildung bei der Gardemusik Wien, der Militärmusik Tirol sowie im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport mit Auszeichnung. Von 2005 bis 2006 war er als zweiter Kapellmeister und Lehroffizier der Gardemusik Wien tätig und übernahm 2006 die Leitung der Militärmusik Oberösterreich. Von 2007 bis 2019 war Harald Haselmayr Landeskapellmeister-Stellvertreter des oberösterreichischen Blasmusikverbandes. 2011 dissertierte er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Harald Haselmayr hat sich durch seine Studiengänge und seine praktische Arbeit bei der Militärmusik OÖ und im Landesmusikschulwerk ein umfangreiches Wissen in den Bereichen Orchesterleitung und Konzertmanagement erworben.